Nationalsozialismus und zweiter Weltkrieg


Diktatur, Völkermord und „Totaler Krieg“

Das Gesicht des „Dritten Reiches“

Profiteure der Agonie der Republik sowie des antidemokratischen Habitus der deutschen Mehrheitsgesellschaft waren die Nationalsozialisten. Auch sie träumten vom „Reich“, das sie „großdeutsch“ dachten und sofort ab Januar 1933 systematisch von all den Menschen und Ideen „säuberten“, die ihnen als „dekadent“, „undeutsch“ „entartet“, „rassefremd“ und „jüdisch“ galten.

Ein intellektueller Aderlass ohnegleichen beseitigte weitgehend die „Kultur von Weimar“, „reinigte“ Wissenschaft und Schulen vom „demokratischen“ Geist und trieb Hunderte Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler ins Exil.

Der Fackelzug zu Ehren des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler bewegt sich durch die Wilhelmstraße in Berlin am Abend des 30. Januar 1933. | Bundesarchiv, Bild 102-02985A / CC-BY-SA 3.0

Tausende „Volksschädlinge“, also Gegner des NS-Regimes, Widerständler und Widersprechende, verschwanden in der Gefängnis- und Lagerwelt der neuen Herren… und mit Ausgrenzung und Ächtung begann, was später als „Endlösung“ der Mehrheit der Jüdinnen und Juden das Leben kostete.

Doch bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein konnten sich Hitler und dessen Partei der Zustimmung der meisten Deutschen sicher sein. Diese agierten in Gesellschaft, Politik, Verwaltung und Wehrmacht, in SS und SA wie erwünscht – und schauten dem schreienden Unrecht, der Gewalt und dem Morden zu – mal aus Angst, mal aus Überzeugung, mal aus Ratlosigkeit. Dies Schweigen oder Mitmachen wurde später zur moralisch-ethischen Altlast der beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs (1938), dem Überfall auf Polen und dem Westfeldzug (1939) radikalisierten sich Krieg und Völkermord im Angriff auf die Sowjetunion ab Juni 1941 zum „totalen Krieg“, der alsbald auf Deutschland zurückschlug.

Heeresfilmstelle, Bildarchiv Gebirgs-Jäger gehen im Morgengrauen über die deutsch-russische Interessengrenze. 8./Geb.Jg.Regt.99 Aufnahme am: 22.6.41 Ort: 2km. westl. Zabiala, Abschnitt Lemberg, Land: Russland Bildberichter: König | Bundesarchiv, Bild 146-2007- 0127 / CC-BY-SA 3.0

Die Zahl der Gefallenen und Verwundeten wuchs exponentiell, die Kriegsmaschinerie fraß immer mehr Ressourcen der Zivilwirtschaft – aus der „Luftschlacht um England“ wurde ab 1941 der Luftkrieg gegen Deutschland, in dem tausende Orte und Städte in Trümmer gingen. Auch ein „letztes Aufgebot“ an Volkssturm-Männern und Hitlerjungen wurde noch „verheizt“, bis das „Großdeutsche Reich“ und dessen zerrüttete Wehrmacht am 8./9. Mai 1945 kapitulierten.

Der vom Deutschen Reich ab 1939 geführte Krieg und der diesen begleitende Völkermord haben das Gesicht nicht nur Deutschlands, sondern Europas und der Welt, substanziell verändert. Seit „Auschwitz“ und „Hiroshima“, nach „1933“, „1938“ „1941“ und 1945“ denken die Bürger des 20. und 21. Jahrhunderts über Krieg und Frieden, Gewalt und Gerechtigkeit, Vertreibung und Vernichtung, „Heimat“ und „Fremde“ grundlegend anders nach.