PALOMA, 2019

Unter dem Titel „PALOMA“ stellte der Künstler Michael Klipphahn vom 15. August bis zum 15. September 2019 in der ehemaligen Trauerhalle des Nordfriedhofes aus.

Ausgangspunkt der Ausstellungsidee des Dresdner Künstlers war seine Lektüre von Friederike Mayröckers Buch „Paloma“, ein Schrift gewordenes Denkmal an einen vermeintlich Unbekannten in briefartigen Texten, die zwischen Mai 2006 und April 2007 datiert sind.
Erinnerungsschichten werden darin literarisch entwickelt und verknüpft. Sie ändern ihre Position, verkanten sich bisweilen, drängen sich dem Leser auf – Zeitebenen und Epochen geraten dabei durcheinander.

Der Titel des Buches wie der Ausstellung – Paloma – kommt aus dem Spanischen und bedeutet übersetzt Taube. Mayröckers Werk kann ebenso als moderner Briefroman gelesen werden, dessen Idee im Versenden poetischer Botschaften besteht, wie Klipphahns gespenstische Plastiken als Sammlung poetischer Formen von Körpern gelesen werden können, die zwischen der Clubästhetik der 1990er Jahre und den örtlichen Grabskulpturen lavieren.

Die ironische, sozusagen beiläufige Präsentation wurde dabei von einem mehrstimmigen Chor begleitet, der zum einen auf die Vielstimmigkeit Mayröckers, zum anderen auf die Geräusche in einem Taubenschlag anspielte. Große Mühlsteinkrägen aus Lack verwiesen auf eine spanische Mode des 16. Jahrhunderts, in dem die sogenannte Fraise die gehobene Ausgehkleidung für Frauen wie Männer war. In der Ausstellung wurden sie zu bildhaften Wandobjekten stilisiert, die an unbestimmte Fetischobjekte erinnerten.

Generell beschreiben Klipphahns als Phantome betitelte Werkreihen, gehärtete Kleidungsstücke mit Körperhohlräumen, nicht nur die Abwesenheit realer menschlicher Akteure, sondern verweisen auf deren Determination als bloßer Oberfläche. Grundsätzlich ist das Thema der Arbeiten „Glätte“ als Signatur der Gegenwart – seien es die Smartphone- oder Desktopbildschirme, die Oberflächen fotografischer, plastischer oder malerischer Arbeiten oder sei es die Glätte als Bildmetapher.