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Politische Zumutung oder historischer Lernort?

Über den Umgang mit dem sowjetischen Ehrenmal am Dresdner Olbrichtplatz

2. Dezember 2025 | Dienstag | 19:00 Uhr | Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden

Am 25. November 1945 wurde das vom deutschen Künstler Otto Rost geschaffene „Ehrenmal für die Gefallenen der 5. Gardearmee“ in Dresden eingeweiht. Es fand seinerzeit Aufstellung in der Grünanlage am Albertplatz und war eines der ersten Siegesdenkmale der Roten Armee auf dem Territorium der Sowjetischen Besatzungszone bzw. späteren DDR. 1994 wurde das Denkmal an seinen heutigen Standort vor dem Militärhistorischen Museum am Olbrichtplatz versetzt.

Bereits lange vor dem 24. Februar 2022 war das Denkmal immer wieder Ort für obskure geschichtspolitische Inszenierungen – meist rund um den 8./9. Mai – zum Teil unter Beteiligung von extremen russischen Nationalisten vom Motorradclub der „Nachtwölfe“. Nach dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine geriet das Denkmal in die öffentliche Diskussion. Im Frühjahr 2022 gab es sogar vereinzelte Forderungen, es abzureißen. Dazu kam es bekanntermaßen nicht. Im Gegenteil: die denkmalpflegerische Sanierung des Denkmals wurde durch die Stadtverwaltung Dresden vorangetrieben und konnte pünktlich vor dem 80. Jahrestag des Kriegsendes abgeschlossen werden. Parallel dazu gab es eine Diskussion über eine notwendige Kontextualisierung. Diese wurde vor allem unter Fachleuten im Beirat für Erinnerungskulturen der Landeshauptstadt Dresden geführt. Heraus kam eine Infotafel an der Zuwegung.

Sowohl am 8. Mai als auch am 20. September 2025 fanden am Denkmal Veranstaltungen statt, die vom Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden initiiert worden sind. Diese stellten die Themen Frieden und Völkerverständigung in den Vordergrund. Indes fehlte eine kritische Auseinandersetzung mit der Besatzungsherrschaft oder problematischen sowjetischen Heldennarrativen. Darüber hinaus gab es zahlreiche private „Ehrenbekundungen“ durch Angehörige der russischsprachigen Migrantengemeinde rund um den 9. Mai.

In unserem Podiumsgespräch wollen wir diese aktuellen Entwicklungen aufgreifen und die u.a. die Fragen stellen, ob die vorgenommene Kontextualisierung ausreichend ist und wie die demokratische Bürgergesellschaft auf die geschichtspolitischen und revisionistischen Vereinnahmungen des Denkmals reagieren sollte.

Die Podiumsgäste

Natalija Bock ist Ombudsperson gegen Diskriminierung an den sächsischen Schulen, Vorsitzende des Integrations- und Ausländerbeirats beim Stadtrat Dresden, Vorstandsvorsitzende des Plattform Dresden e.V./Träger des Ukrainischen Hauses in Dresden. Sie kommt ursprünglich aus der Ukraine, ihr Großvater väterlicherseits hat als Soldat der 1. Ukrainischen Front im Mai 1945 die Stadt Dresden befreit.

Maxim Andreev stammt aus Moskau und lebt seit zehn Jahren in Dresden, wo er hauptberuflich als Ingenieur arbeitet. Er ist Mitglied im Integrations- und Ausländerbeirat sowie Mitgründer des Vereins Russischsprachige Demokratinnen und Demokraten e.V. Sein Urgroßvater war sowjetischer General, nahm unter anderem an der Schlacht um Berlin teil und gehörte nach dem Krieg mehrere Jahre zur Führungsebene der in Ostdeutschland stationierten Besatzungstruppen.

Jens Nagel ist seit 2002 Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain. Der Historiker arbeitet seit Ende der 1990er Jahre für die Stiftung Sächsische Gedenkstätten, mit dem Schwerpunktthema sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich. 

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.

Veranstaltungsort
Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
Bautzner Straße 112a
01099 Dresden

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden.

Die Veranstaltung wird durch das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden (Projektförderung 2025) finanziell gefördert.