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Denk Mal Fort! lädt zum Gedenken ein – Unser Beitrag zum 13. Februar 2024


In diesem Jahr setzen wir unsere Tradition fort und bieten aus unserem Verständnis einer bürgerschaftlich geprägten Erinnerungskultur heraus zwei Gedenkveranstaltungen an.

Wir beginnen um 11 Uhr auf dem Heidefriedhof und werden danach um 16 Uhr auf dem Altmarkt an die Ereignisse im Februar 1945 erinnern. 

Die Veranstaltungen stehen allen Dresdnerinnen und Dresdner offen. Wir bitten darum, von politischen Willensbekundungen Abstand zu nehmen und sich dem Anlass angemessen und würdevoll zu verhalten. 

Gedenken auf dem Heidefriedhof

Seit 2016 beteiligen wir uns mit Gedenkveranstaltungen zum 13. Februar auf der Memorialanlage für die Luftkriegstoten des Heidefriedhofes an der Dresdner Erinnerungskultur. Diese verstehen wir als Angebot von erinnerungskulturell engagierten Bürgern an die Dresdner Bevölkerung. Daher verzichten wir auf Kränze und den jahrzehntelang gepflegten Ritus der protokollarischen Kranzniederlegung an der Gedenkmauer.

Für uns stehen die Toten im Mittelpunkt des Erinnerns, deren Gräber in der DDR-Zeit anonymisiert und in eine ideologisch ausgerichtete Gedenkanlage intergiert wurden. Gleichwohl setzten wir dieses Erinnern in Beziehung zum Gesamtgeschehen des Zweiten Weltkrieges und den Verbrechen des Nationalsozialismus. Darüber hinaus wollen wir einen Bezug zum aktuellen Geschehen in der Ukraine herstellen.

Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr an der Skulptur „Tränenmeer“ am Beginn der Memorialanlage für die Luftkriegstoten. Nach einer Einführung durch unseren Vorsitzenden Holger Hase wird an den Stationen „Tränenmeer“, „Stelenkreis“ und „Aschegrab“ Musik erklingen und es werden zum Anlass passende Texte vorgetragen. Zum Abschluss erfolgt die Niederlegung einzelner weißer Rosen am Aschegrab. Damit kann jeder Veranstaltungsteilnehmer individuell der Toten gedenken.

Gedenken auf dem Altmarkt

Auf dem Dresdner Altmarkt wurden nach den Luftangriffen vom Februar 1945 die Leichen von 6865 Menschen verbrannt. Die Asche brachte man anschließend auf den Heidefriedhof und bestattete sie im dortigen Aschegrab auf der Memorialanlage. Nachdem über Jahrzehnte eine Erinnerungsstätte am Altmarkt selbst fehlte, gab es nach 1990 verschiedene Bemühungen einer Zeichensetzung im öffentlichen Raum, die mehr oder weniger kontrovers in der Stadtgesellschaft diskutiert wurden. Vor wenigen Wochen geriet der Altmarkt erneut in den Fokus des öffentlichen Interesses, da durch einen Fehler der Stadtverwaltung Dresden das 2009 dort eingeweihte Denkmal beseitigt wurde. 

Wir wollen mit unserer Veranstaltung sowohl auf das historische Ereignis als auch auf die Ambivalenzen des Erinnerns an dieser Stelle hinweisen. Der Schauspieler Tom Quaas wird zum Tag passende Texte rezitieren, der katholische Studentenpfarrer Michael Beschorner SJ ein geistliches Wort sprechen. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom VICA Ensemble (Chor) unter Leitung von Richard Stier. Es werden Werke von Mendelssohn Bartholdy, Mauersberger, Vogt und Bach vorgetragen. 

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machen – Ausstellung auf dem Nordfriedhof

Ausstellungseröffnung, 10.9.2023, 11 Uhr, Kapelle Nordfriedhof Dresden, Kannenhenkelweg 1, 01099 Dresden

Es spricht Gwendolin Kremer, Kuratorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunstbesitz der Technischen Universität Dresden.

Öffnungszeiten der Ausstellung: 10.9. – 24.9.2023, jeweils Samstag und Sonntag, 14-18 Uhr.

„Wir müssen uns Sisyphos als
einen glücklichen Menschen vorstellen“ Albert Camus, Der Mythos des Sisyphos, 1942 in seinem Buch.
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“

Sisyphosarbeit: Das geflügelte Wort ist quasi naturwüchsig im alltäglichen Sprachgebrauch verankert. Die sich alltäglich wiederholende Mühsal des antiken Sisyphos steht geradewegs idealtypisch für schwere, fordernde Arbeit im Spätkapitalismus und dessen Glücksversprechen. Wer Sisyphos war oder was ihn zu diesem Schicksal verdammte, muss dabei gar nicht gewusst werden. Wofür er steht, ist klar: Die menschliche Sehnsucht nach einem Lebenssinn, dem sinnvollen Handeln im Hier und Jetzt, das verbunden ist mit der Hoffnung auf einen metaphysischen Wert. Die Aussicht auf ein besseres Morgen verleiht dem tagtäglichen Abrackern, dem geschäftigen Warten, dem nervösen Zen die Absolution. Aber Sisyphos kommt nie ins Morgen, sondern ist immer wieder dazu verdammt, von vorn zu beginnen. Kurz bevor er das Ziel erreicht hat. Jeden Tag. Für immer.

Karen Packebusch setzt in ihren Arbeiten die existenziellen Themen wie die Suche nach einem Lebenssinn, einem vernünftigen Handeln oder dem Weg zum Glück ins Bild: Die Hoffnung aufs glücklichere Morgen bzw. dem zuweilen absurd anmutenden Kampf darum im schweißtreibenden Heute oder dem ewigen Warten auf die baldige Erlösung setzen die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung machen von Karen Packebusch.

Die Ausstellung wird durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden gefördert. 

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Konservative gegen Hitler – Die „Männer des 20. Juli“

Wer über die Waldschlößchenbrücke in Dresden auf die Neustädter Elbseite fährt, landet auf der „Stauffenberg-Allee“, an der die „Graf-Stauffenberg-Kaserne“ liegt, die die Offiziersschule der Bundeswehr beherbergt. Etwas weiter grenzt der „Olbricht-Platz“ an die Allee. Nicht weit entfernt liegt der Nordfriedhof, auf dem seit dem 19. Jahrhundert der „Militäradel“ einiger deutscher und sächsischer Armeen, aber auch Gefallene des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Zwangsarbeiter, Tote des Bombenangriffs vom 13. Februar 1945 sowie Opfer der Wehrmachtsjustiz liegen – nicht zuletzt etwa 100 hingerichtete „Wehrdienstverweigerer“. Auch der Generäle Friedrich Olbricht und Hans Oster, beide infolge des gescheiterten Attentats auf Hitler hingerichtet, wird dort gedacht.

Ruhm und Mythos der „Männer des 20. Juli“ wurden vor allem in der alten Bundesrepublik erinnerungskulturell „verwaltet“, wobei im kollektiven Gedächtnis oft verloren ging, wie viele dieser Widerständler über lange Zeit „treue Soldaten des Führers“ gewesen waren – bis ihre Distanz zum Nationalsozialismus allmählich wuchs und im „totalen Krieg“ schließlich in Attentats- und Putschpläne umschlug – die bekanntlich alle scheiterten. 

Die DDR hingegen sah sich in der Nachfolge der „antifaschistischen Widerstandskämpfer“, in deren Reihen man umstandslos alle KZ-Opfer integrierte, den sozialdemokratischen und jüdischen Widerstand weitgehend ignorierte – und den militärischen Widerstand aus konservativen Adeligen und Offizieren ausblendete.

Den meisten Zeitgenossen unserer Tage ist vor allem der Name Claus Schenk Graf von Stauffenbergs noch ein Begriff, zumal in Deutschland 25 „Stauffenberg-Straßen“ existieren (davon nur eine im Osten, in Nordhausen/Thür.) sowie die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ im „Bendler-Block“ zu Berlin. Dort war einst der Dienstsitz des NS-„Ersatzheeres“ und am Abend des 20. Ju.li 1944 die Hinrichtungsstätte für Stauffenberg, dessen Adjutant Werner von Haeften, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Friedrich Olbricht.

Heute ist der Bendler-Block Dienstsitz des Verteidigungsministeriums. Das Gedenken an den 20. Juli gehört zur Traditionspflege des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, vor allem aber der Bundeswehr selbst. – Der Fernsehfilm „Stauffenberg“ (2004) und der zweiteilige Kinofilm „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (2007/2008) dürften jedoch mehr als diese Gedenkorte für die Erinnerung an den Grafen und dessen Mitverschwörer beigetragen haben; von diversen Biographien der „Männer“ einmal abgesehen.

Bleibt zu fragen, was eine pazifizierte, entmilitarisierte, demokratische Zivilgesellschaft all dies noch angeht und wie man weiterhin der Opfer des 20. Juli in Respekt gedenkt.

Auch wenn man viele der politischen Überzeugungen jener „Männer des 20. Juli“ nicht teilt, ist deren Schicksal doch Beispiel dafür, dass man Mut zum Widerstand, zum Einspruch gegen staatliche Willkür und den Einsatz für Freiheit und Humanität weiterhin braucht.

Georg Elser, kein Graf und kein General, war auch so einer, der den Mut fasste, den Nationalsozialismus und dessen „Führer“ mit Gewalt zu beseitigen. Am 8. November 1939 scheiterte sein Bombenanschlag im Münchner Bürgerbräukeller, man liquidierte ihn im KZ Dachau noch am 9. April 1945…..auch an ihn und andere zivile Gegner Hitlers und der NSDAP kann man sich am 20. Juli 2023 erinnern.

Dies auch, um jenen zu widersprechen, die sich heute als „Widerstandskämpfer“ oder „Opfer“ der „Herrschenden“ inszenieren und behaupten, in einer „Diktatur“ zu leben.

Autor: Dr. Justus Ulbricht

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Gedenkveranstaltung am 13. Februar

auf dem Dresdner Heidefriedhof
am 13. Februar 2023

Einführung, Lesung und musikalische Begleitung

Unser Verein Denk Mal Fort! e.V. führt seit 2016 Gedenkveranstaltungen zum 13. Februar auf der Memorialanlage für die Luftkriegstoten des Heidefriedhofes durch. Diese verstehen wir als Angebot von erinnerungskulturell engagierten Bürgern an die Dresdner Bevölkerung. Daher verzichten wir auf Kränze und den jahrzehntelang gepflegten Ritus der protokollarischen Kranzniederlegung an der Gedenkmauer.

Für uns stehen die Toten im Mittelpunkt des Erinnerns, deren Gräber in der DDR-Zeit anonymisiert und in eine ideologisch ausgerichtete Gedenkanlage intergiert wurden. Gleichwohl setzten wir dieses Erinnern in Beziehung zum Gesamtgeschehen des Zweiten Weltkrieges und den Verbrechen des Nationalsozialismus. Darüber hinaus wollen wir einen Bezug zum aktuellen Geschehen in der Ukraine herstellen.

Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr an der Skulptur „Tränenmeer“ am Beginn der Memorialanlage für die Luftkriegstoten. Nach einer Einführung durch Justus H. Ulbricht wird an den Stationen „Tränenmeer“, „Stelenkreis“ und „Aschegrab“ Musik erklingen und es werden zum Tag passende Texte vorgetragen. Zum Abschluss erfolgt die Niederlegung einzelner weißer Rosen am Aschegrab. Damit kann jeder Veranstaltungsteilnehmer individuell der Toten gedenken.

Die Rosen werden vom Veranstalter gestellt. Es wird darum gebeten, auf Kränze oder Gestecke zu verzichten.

Mitwirkende: Tatjana Davis, Holger Hase, Heike Richter, Tina Schnabl, Uljana Sieber, Justus H. Ulbricht

Termin: 13. Februar 2023 14:00 Uhr
Start: Skulptur „Tränenmeer“

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Ausstellung Thomas Judisch

Zwischen den Zeilen im Jetzt und Hier

Seit nunmehr vier Jahren präsentiert unser Verein in der Kapelle des Nordfriedhofes zeitgenössische Kunst. Diese Tradition fortsetzend, haben wir in diesem Jahr Thomas Judisch eingeladen, um an diesem außergewöhnlichen Ort auszustellen. Der Künstler nimmt mit seiner Schau Bezug auf das aktuelle Geschehen in der Ukraine. Die Kunst ist dabei für ihn ein Spiegel, der dazu auffordert, der Gewalt etwas entgegenzusetzen.

Der andachtsvollen Stille der Kapelle werden ausgewählte Werke des Künstlers gegenübergestellt. Zentrales Kunstwerk ist dabei die Bodeninstallation „Eine Ladung blaue Bohnen“, bestehend aus über 10.000 abgefeuerten Patronenhülsen.

Eröffnung: 28.08.2022 11:00 Uhr

Öffnungszeiten: Sa/So 14.00 – 18.00 Uhr

Kapelle Nordfriedhof
Kannenhenkelweg 1
01099 Dresden

Künstlergespräch mit Thomas Judisch und Adina Rieckmann am Sonntag 11. September 14:00 Uhr

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Gedenkveranstaltung für Walther Rathenau

Rechtsterrorismus gegen die Demokratie – die Ermordung Walther Rathenaus

Das „Paradoxeste der Paradoxe“ hat man Walther Rathenau genannt. Eigentlich wollte der Sohn des AEG-Gründers Gardeoffizier werden – sein „Judentum“ aber verstellte ihm diesen Weg. Als Unternehmer erfolgreich, organisierte er ab 1914 die deutsche Kriegswirtschaft, deren Wandel zur „Friedenswirtschaft“ er ebenfalls prägte. 1921 als „Minister für Wiederaufbau“ tätig, wurde er im Januar 1922 Reichsaußenminister. Als junger Mann kaisertreu, begrüßte er den Krieg, kritisierte den Versailler Vertrag und stellte sich nach 1918 dennoch ohne Vorbehalte in den Dienst der Weimarer Republik.

Als „Verzichtspolitik“ und „Jude“ von rechts geschmäht, genoss er seit langem hohes Ansehen als Schriftsteller und Publizist in der gebildeten deutschen Gesellschaft, die er mit intellektuell anspruchsvollen Publikationen über die „Risiken und Nebenwirkungen“ der industriellen Moderne aufzuklären versuchte.

Am 24. Juni 1922 wurde Rathenau auf offener Straße erschossen. Kein anderes Ereignis hat die Republik von Weimar stärker erschüttert als die Serie von Anschlägen von 1921/1922, die gegen Rathenau, den früheren Reichsfinanzminister Matthias Erzberger, den ersten deutschen Ministerpräsidenten Philipp Scheidemann und schließlich auch gegen den Publizisten Maximilian Harden verübt wurden. Diese Attentate sollten der geheim gehaltene Auftakt zu einer antidemokratischen „Gegenrevolution“ werden; Spinne im rechten Netzwerk war die „Organisation Consul“.

Die Täter:

Rathenaus Attentäter waren Kriegsteilnehmer, nach 1918 hochaktiv im rechtsradikalen Organisationsspektrum: in diversen Freikorps, im „Oberschlesischen Selbstschutz“, der „Brigade Ehrhardt, dem „Bund Oberland“ und dem „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“. Erwin Kern war der Sohn eines Verwaltungsgerichtsdirektors, Hermann Fischer Spross des Dresdner Kunstprofessors Bruno Fischer, Ernst Werner und Hans-Gerd Techow Söhne eines Berliner Magistratsbeamten, Ernst von Salomons Vater war Polizeibeamter.

Somit sind die Biographien der Hauptattentäter ein Beispiel des „Extremismus der Mitte“, den wir heute, weniger blutig, ebenfalls wieder kennen. Dass die Weimarer Justiz in den verschworenen Terroristen ausschließlich „Einzeltäter“ erkannte, verweist auf den „Sympathisanten“-Sumpf innerhalb von Justiz, Polizei und Verwaltung. Unter anderem an dieser informellen Macht zerbrach schließlich die Republik von Weimar. – Um Rathenaus Mörder entstand ab 1924 ein Kult in der „rechten Szene“, den nach 1933 die Nationalsozialisten weiter pflegten und der auch heute noch Anhänger hat.

An all dies ist am 24. Juni 2022 zu erinnern….damit uns bewusst bleibt, wie kurz manchmal der Weg vom Vorurteil zur Gewalt ist.


Termin: 24.06.2022

Zeit: 11:00 bis 12:30 Uhr

Ort: Jüdisches Gemeindezentrum am Rathenau-Platz

Musikalischer Auftakt (Synagogenchor)

Begrüßung: Michael Hurshell (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Dresden)

Gedenkrede: Oberbürgermeister Dirk Hilbert 

Musikstück: Thomas Strich (Akkordeon)

Historische Einordnung der Person Rathenaus in die deutsche Demokratiegeschichte: Dr. Wolther von Kieseritzky (Archiv des Liberalismus Gummersbach)

Musikstück: Thomas Strich (Akkordeon)

Lesung zu den Reaktionen auf den Rathenau-Mord in Deutschland/Dresden  Schülerinnen und Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums (= UNESCO-Projektschule in Dresden): Ansprechpartnerin Frau Bauer

Abschließendes Musikstück (Synagogenchor)

danach symbolische Geste am Rathenau-Platz (Kranzniederlegung?)

Kooperationspartner:

Landeshauptstadt Dresden
Jüdische Gemeinde Dresden
Denk Mal Fort! e.V. – Die Erinnerungswerkstatt Dresden
Friedrich-Naumann-Stiftung / Archiv des Liberalismus Gummersbach
Weimarer Republik e.V. Weimar
Marie-Curie-Gymnasium Dresden