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Nu, Nu – Revoludschion! Straßentheater am 12. Mai 2024

Rund um den Dresdner Neumarkt fanden während des Maiaufstandes heftige Kämpfe statt. Ausgerechnet an der Stelle, wo 1849 viel Blut für Freiheit und Demokratie vergossen wurde, errichtete man 1866 ein Denkmal für König Friedrich August II. von Sachsen, eben jenen König, der die Revolution mit Hilfe preußischer Truppen einst blutig niederschlagen ließ. 

Das Denkmal hat die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges nahezu unversehrt überstanden. Während der Baumaßnahmen am Neumarkt nach 1990 wurde es abgebaut, restauriert und im Jahr 2006 wieder aufgestellt. Der König steht in Feldherrenpose auf hohem Postament, am Sockel befinden sich die vier allegorischen Figuren der Herrschertugenden Gerechtigkeit, Weisheit, Stärke und Frömmigkeit, die wie ein Hohn angesichts der Ereignisse von 1849 wirken. 

Ein unhaltbarer Zustand, finden die Künstler von SPIELBRETT! Acht Schauspielerinnen und Schauspieler werden deshalb unter der Leitung von Ulrich Schwarz in einem zwanzigminütigen Programm den König von seinem hohen Sockel herunterholen und mit ihrem Programm „Nu, Nu – Revoludschion!“ auf ihre Art und Weise an den Maiaufstand von 1849 erinnern. 

Die Auftritte finden um 11 Uhr / 14 Uhr / 17 Uhrrund um das Denkmal für König Friedrich August II. von Sachsen (vor Steigenberger Hotel de Saxe) statt.

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Wir machen unseren Dreck alleene!

Mit dem Satz „Macht doch euren Dreck alleene!“ soll sich der letzte sächsische König Friedrich August III. verabschiedet haben, als ihn die Welle der demokratischen Neuordnung Sachsens 1918 hinweg spülte. Sein Vorgänger hatte im Mai 1849 noch mit allen Mitteln versucht, diese Welle aufzuhalten.

Der Verein Denk Mal Fort! e.V. – Die Erinnerungswerkstatt Dresden dreht angesichts dessen den Spieß um und erinnert unter dem Motto „Wir machen unseren Dreck alleene!“ an das demokratische Erbe des Maiaufstandes von 1849 in der Residenzstadt Dresden.

Das Ereignis jährt sich zum 175. Mal. In Dresden erinnert man sich gern an die Residenzkultur der sächsischen Könige. Bei vielen Debatten über das Erbe dieser Stadt gewinnt man den Eindruck, dass der eine oder die andere noch heute mit einem tränenden Auge auf den Fürstenzug schaut.

Der Verein möchte daher zum Nachdenken darüber anregen, wie in dieser Stadt mit der eigenen Demokratiegeschichte umgegangen wird: Was ist mit mutigen Demokratinnen und Demokraten, die der sächsische König 1849 über den Haufen schießen ließ? Wer erinnert sich denn noch daran? Braucht Dresden endlich eine weithin sichtbare und selbstbewusste Erinnerung an den mühsamen Kampf für Einigkeit, Recht und Freiheit!

Um diese Fragestellungen in die Stadtgesellschaft hineinzutragen, lädt Denk Mal Fort! e.V.
gemeinsam mit seinen Partnern zu folgenden Veranstaltungen ein:

Eröffnung der Ausstellung „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“ (26. April bis 27. Mai 2024) in
Kooperation mit der Altmarktgalerie und der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie, 26. April
2024, 16:00 Uhr, Altmarktgalerie

Podiumsdiskussion „Wieviel Erinnerung braucht die Zukunft? Gespräch zum Dresdner Maiaufstand
1849?“ u.a. mit Dr. Susanne Kitschun, Leiterin des Gedenkortes „Friedhof der Märzgefallenen“ und
Prof. Dr. Josef Matzerath, in Kooperation mit der Stiftung Frauenkirche, 2. Mai 2024, 19:30 Uhr,
Unterkirche in der Frauenkirche

Gedenkveranstaltung mit dem Ersten Bürgermeister Jan Donhauser an den Gräbern der
Barrikadenkämpfer des Maiaufstandes 1849, in Kooperation mit dem Verband der Annenfriedhöfe, 6.Mai 2024, 16:00 Uhr, Alter Annenfriedhof

Straßentheater zum Maiaufstand 1849, in Kooperation mit Spielbrett e.V., 12. Mai 2024,
11:00/14:00/17:00 Uhr, Denkmal für Friedrich August II., Neumarkt

Schülerperformance mit „Demo-Charakter“ zum Maiaufstand 1849 (in Kooperation mit dem Marie-
Curie-Gymnasium) 17. Mai 2024, 14:00 Uhr, Denkmal für Friedrich August II., Neumarkt

Führung zu sieben ausgewählten Gräbern, die im Zusammenhang mit dem Maiaufstand 1849
stehen, in Kooperation mit Robby Langer, 1. Juni 2024, 14 Uhr, Trinitatisfriedhof

Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenfrei und ohne Anmeldung möglich. Die Veranstaltungsreihe
wird durch die Landeshauptstadt Dresden gefördert.

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Veranstaltung

machen – Ausstellung auf dem Nordfriedhof

Ausstellungseröffnung, 10.9.2023, 11 Uhr, Kapelle Nordfriedhof Dresden, Kannenhenkelweg 1, 01099 Dresden

Es spricht Gwendolin Kremer, Kuratorin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kunstbesitz der Technischen Universität Dresden.

Öffnungszeiten der Ausstellung: 10.9. – 24.9.2023, jeweils Samstag und Sonntag, 14-18 Uhr.

„Wir müssen uns Sisyphos als
einen glücklichen Menschen vorstellen“ Albert Camus, Der Mythos des Sisyphos, 1942 in seinem Buch.
„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen.“

Sisyphosarbeit: Das geflügelte Wort ist quasi naturwüchsig im alltäglichen Sprachgebrauch verankert. Die sich alltäglich wiederholende Mühsal des antiken Sisyphos steht geradewegs idealtypisch für schwere, fordernde Arbeit im Spätkapitalismus und dessen Glücksversprechen. Wer Sisyphos war oder was ihn zu diesem Schicksal verdammte, muss dabei gar nicht gewusst werden. Wofür er steht, ist klar: Die menschliche Sehnsucht nach einem Lebenssinn, dem sinnvollen Handeln im Hier und Jetzt, das verbunden ist mit der Hoffnung auf einen metaphysischen Wert. Die Aussicht auf ein besseres Morgen verleiht dem tagtäglichen Abrackern, dem geschäftigen Warten, dem nervösen Zen die Absolution. Aber Sisyphos kommt nie ins Morgen, sondern ist immer wieder dazu verdammt, von vorn zu beginnen. Kurz bevor er das Ziel erreicht hat. Jeden Tag. Für immer.

Karen Packebusch setzt in ihren Arbeiten die existenziellen Themen wie die Suche nach einem Lebenssinn, einem vernünftigen Handeln oder dem Weg zum Glück ins Bild: Die Hoffnung aufs glücklichere Morgen bzw. dem zuweilen absurd anmutenden Kampf darum im schweißtreibenden Heute oder dem ewigen Warten auf die baldige Erlösung setzen die inhaltlichen Schwerpunkte der Ausstellung machen von Karen Packebusch.

Die Ausstellung wird durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden gefördert. 

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Allgemein Veranstaltung

Konservative gegen Hitler – Die „Männer des 20. Juli“

Wer über die Waldschlößchenbrücke in Dresden auf die Neustädter Elbseite fährt, landet auf der „Stauffenberg-Allee“, an der die „Graf-Stauffenberg-Kaserne“ liegt, die die Offiziersschule der Bundeswehr beherbergt. Etwas weiter grenzt der „Olbricht-Platz“ an die Allee. Nicht weit entfernt liegt der Nordfriedhof, auf dem seit dem 19. Jahrhundert der „Militäradel“ einiger deutscher und sächsischer Armeen, aber auch Gefallene des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Zwangsarbeiter, Tote des Bombenangriffs vom 13. Februar 1945 sowie Opfer der Wehrmachtsjustiz liegen – nicht zuletzt etwa 100 hingerichtete „Wehrdienstverweigerer“. Auch der Generäle Friedrich Olbricht und Hans Oster, beide infolge des gescheiterten Attentats auf Hitler hingerichtet, wird dort gedacht.

Ruhm und Mythos der „Männer des 20. Juli“ wurden vor allem in der alten Bundesrepublik erinnerungskulturell „verwaltet“, wobei im kollektiven Gedächtnis oft verloren ging, wie viele dieser Widerständler über lange Zeit „treue Soldaten des Führers“ gewesen waren – bis ihre Distanz zum Nationalsozialismus allmählich wuchs und im „totalen Krieg“ schließlich in Attentats- und Putschpläne umschlug – die bekanntlich alle scheiterten. 

Die DDR hingegen sah sich in der Nachfolge der „antifaschistischen Widerstandskämpfer“, in deren Reihen man umstandslos alle KZ-Opfer integrierte, den sozialdemokratischen und jüdischen Widerstand weitgehend ignorierte – und den militärischen Widerstand aus konservativen Adeligen und Offizieren ausblendete.

Den meisten Zeitgenossen unserer Tage ist vor allem der Name Claus Schenk Graf von Stauffenbergs noch ein Begriff, zumal in Deutschland 25 „Stauffenberg-Straßen“ existieren (davon nur eine im Osten, in Nordhausen/Thür.) sowie die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ im „Bendler-Block“ zu Berlin. Dort war einst der Dienstsitz des NS-„Ersatzheeres“ und am Abend des 20. Ju.li 1944 die Hinrichtungsstätte für Stauffenberg, dessen Adjutant Werner von Haeften, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Friedrich Olbricht.

Heute ist der Bendler-Block Dienstsitz des Verteidigungsministeriums. Das Gedenken an den 20. Juli gehört zur Traditionspflege des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, vor allem aber der Bundeswehr selbst. – Der Fernsehfilm „Stauffenberg“ (2004) und der zweiteilige Kinofilm „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (2007/2008) dürften jedoch mehr als diese Gedenkorte für die Erinnerung an den Grafen und dessen Mitverschwörer beigetragen haben; von diversen Biographien der „Männer“ einmal abgesehen.

Bleibt zu fragen, was eine pazifizierte, entmilitarisierte, demokratische Zivilgesellschaft all dies noch angeht und wie man weiterhin der Opfer des 20. Juli in Respekt gedenkt.

Auch wenn man viele der politischen Überzeugungen jener „Männer des 20. Juli“ nicht teilt, ist deren Schicksal doch Beispiel dafür, dass man Mut zum Widerstand, zum Einspruch gegen staatliche Willkür und den Einsatz für Freiheit und Humanität weiterhin braucht.

Georg Elser, kein Graf und kein General, war auch so einer, der den Mut fasste, den Nationalsozialismus und dessen „Führer“ mit Gewalt zu beseitigen. Am 8. November 1939 scheiterte sein Bombenanschlag im Münchner Bürgerbräukeller, man liquidierte ihn im KZ Dachau noch am 9. April 1945…..auch an ihn und andere zivile Gegner Hitlers und der NSDAP kann man sich am 20. Juli 2023 erinnern.

Dies auch, um jenen zu widersprechen, die sich heute als „Widerstandskämpfer“ oder „Opfer“ der „Herrschenden“ inszenieren und behaupten, in einer „Diktatur“ zu leben.

Autor: Dr. Justus Ulbricht