Kategorien
Allgemein Veranstaltung

Konservative gegen Hitler – Die „Männer des 20. Juli“

Gedanken von Dr. Justus Ulbricht anlässlich des Gedenkens an den 20. Juli 1944

Wer über die Waldschlößchenbrücke in Dresden auf die Neustädter Elbseite fährt, landet auf der „Stauffenberg-Allee“, an der die „Graf-Stauffenberg-Kaserne“ liegt, die die Offiziersschule der Bundeswehr beherbergt. Etwas weiter grenzt der „Olbricht-Platz“ an die Allee. Nicht weit entfernt liegt der Nordfriedhof, auf dem seit dem 19. Jahrhundert der „Militäradel“ einiger deutscher und sächsischer Armeen, aber auch Gefallene des Ersten und Zweiten Weltkriegs, Zwangsarbeiter, Tote des Bombenangriffs vom 13. Februar 1945 sowie Opfer der Wehrmachtsjustiz liegen – nicht zuletzt etwa 100 hingerichtete „Wehrdienstverweigerer“. Auch der Generäle Friedrich Olbricht und Hans Oster, beide infolge des gescheiterten Attentats auf Hitler hingerichtet, wird dort gedacht.

Ruhm und Mythos der „Männer des 20. Juli“ wurden vor allem in der alten Bundesrepublik erinnerungskulturell „verwaltet“, wobei im kollektiven Gedächtnis oft verloren ging, wie viele dieser Widerständler über lange Zeit „treue Soldaten des Führers“ gewesen waren – bis ihre Distanz zum Nationalsozialismus allmählich wuchs und im „totalen Krieg“ schließlich in Attentats- und Putschpläne umschlug – die bekanntlich alle scheiterten. 

Die DDR hingegen sah sich in der Nachfolge der „antifaschistischen Widerstandskämpfer“, in deren Reihen man umstandslos alle KZ-Opfer integrierte, den sozialdemokratischen und jüdischen Widerstand weitgehend ignorierte – und den militärischen Widerstand aus konservativen Adeligen und Offizieren ausblendete.

Den meisten Zeitgenossen unserer Tage ist vor allem der Name Claus Schenk Graf von Stauffenbergs noch ein Begriff, zumal in Deutschland 25 „Stauffenberg-Straßen“ existieren (davon nur eine im Osten, in Nordhausen/Thür.) sowie die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ im „Bendler-Block“ zu Berlin. Dort war einst der Dienstsitz des NS-„Ersatzheeres“ und am Abend des 20. Ju.li 1944 die Hinrichtungsstätte für Stauffenberg, dessen Adjutant Werner von Haeften, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Friedrich Olbricht.

Heute ist der Bendler-Block Dienstsitz des Verteidigungsministeriums. Das Gedenken an den 20. Juli gehört zur Traditionspflege des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, vor allem aber der Bundeswehr selbst. – Der Fernsehfilm „Stauffenberg“ (2004) und der zweiteilige Kinofilm „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (2007/2008) dürften jedoch mehr als diese Gedenkorte für die Erinnerung an den Grafen und dessen Mitverschwörer beigetragen haben; von diversen Biographien der „Männer“ einmal abgesehen.

Bleibt zu fragen, was eine pazifizierte, entmilitarisierte, demokratische Zivilgesellschaft all dies noch angeht und wie man weiterhin der Opfer des 20. Juli in Respekt gedenkt.

Auch wenn man viele der politischen Überzeugungen jener „Männer des 20. Juli“ nicht teilt, ist deren Schicksal doch Beispiel dafür, dass man Mut zum Widerstand, zum Einspruch gegen staatliche Willkür und den Einsatz für Freiheit und Humanität weiterhin braucht.

Georg Elser, kein Graf und kein General, war auch so einer, der den Mut fasste, den Nationalsozialismus und dessen „Führer“ mit Gewalt zu beseitigen. Am 8. November 1939 scheiterte sein Bombenanschlag im Münchner Bürgerbräukeller, man liquidierte ihn im KZ Dachau noch am 9. April 1945…..auch an ihn und andere zivile Gegner Hitlers und der NSDAP kann man sich am 20. Juli 2023 erinnern.

Dies auch, um jenen zu widersprechen, die sich heute als „Widerstandskämpfer“ oder „Opfer“ der „Herrschenden“ inszenieren und behaupten, in einer „Diktatur“ zu leben.

Autor: Dr. Justus Ulbricht